ver.di: Gewerkschaftsnahe Jugendbildung war und ist Ehrenamt: Keine reguläre Arbeit

Ein Ar­beits­kon­flikt im Ver­ein ver.di Ju­gend­bil­dungs­stät­te Ber­lin-Kon­rads­hö­he e.V. führt mit­ten hin­ein in die ak­tu­el­len Grau­zo­nen frei­wil­li­gen und eh­ren­amt­li­che En­ga­ge­ments ei­ner­seits und die Auf­lö­sung von Nor­mal-Ar­beits­ver­hält­nis­sen↵ nicht nur im Feld der au­ßer­schu­li­schen Bil­dung andererseits.

Der Kon­flikt ent­wi­ckelt sich of­fen­bar ra­sant, liest man die öf­fent­li­chen Er­klä­run­gen, zu ei­nem in­struk­ti­ven Lehr­stück über Ent­gren­zun­gen so­ge­nannt Frei­wil­li­gen En­ga­ge­ments ge­gen­ü­ber den Be­rei­chen aty­pi­scher Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se↵1 und un­be­zahl­ter Ar­beit↵ – nicht nur (aber auch) ver­mit­telt durch pro­jekt- und zeit­be­fris­te­te Zuwendungsfinanzierungen.

Den letz­ten Bei­trag in dem Kon­flikt lie­fer­te jetzt An­dre­as Köhn, für Tarif‑, Me­di­en- und Kul­tur­po­li­tik zu­stän­di­ger Fach­be­reichs­lei­ter der Ge­werk­schaft ver.di in Ber­lin-Bran­den­burg, in ei­nem Le­ser­in­nenbrief an die taz, dort nicht kon­kret2, da­für aber grund­sätz­lich und ge­werk­schaft­li­che Po­si­tio­nie­run­gen no­tie­rends­wert er­hel­lend zum Thema:

… hal­ten wir all­ge­mein fest: Die Bil­dungs­stät­te ist ge­werk­schafts­nah in­so­fern, als dort auch Se­mi­na­re der Ju­gend­bil­dung mit ge­werk­schafts­po­li­ti­schen In­hal­ten an­ge­bo­ten wer­den. Die­se Tra­di­ti­on ge­werk­schafts­po­li­ti­scher Bil­dungs­ar­beit war und ist in­ner­halb von ver.di nie ver­stan­den wor­den als re­gu­lä­re Lohn­ar­beit, ge­schwei­ge denn als Mit­tel, um sei­nen Le­bens­un­ter­halt zu fi­nan­zie­ren. Viel­mehr lebt die­se Form ge­werk­schafts­po­li­ti­scher Bil­dungs­ar­beit, die von haupt- oder eh­ren­amt­li­chen ver.di-Mitgliedern ge­tra­gen wird, vom eh­ren­amt­li­chen En­ga­ge­ment je­des Ein­zel­nen, wie dies auch ver­gleich­bar in an­de­ren Ver­ei­nen ge­leis­tet wird. Die Be­zah­lung für solch ein En­ga­ge­ment wur­de und wird in­ner­halb von ver.di des­halb ver­stan­den als ei­ne Form der Aufwandsentschädigung.”

An­lass für die­se in vie­ler Hin­sicht be­mer­kens­wer­te aber lang­jäh­ri­ge Ken­ner ge­werkschaftlicher Ar­beit nicht wirk­lich über­ra­schen kön­nen­de – vor­sich­tig aus­ge­drückt – am­bi­va­len­te und rein de­kla­ra­to­ri­sche Po­si­ti­ons­be­stim­mung hin­sicht­lich aty­pi­scher Ar­beits­ver­hält­nis­se3 war ein Ar­ti­kel in der taz vom 12.08.: Mas­sen­kün­di­gung bei Ver.di. Den Se­mi­nar­lei­tern der Ver.di-Jugendbildungsstätte Kon­rads­hö­he in Ber­lin wur­de ge­kün­digt.

Ge­schäfts­füh­rung und Vor­stand der ver.di Ju­gend­bil­dungs­stät­te Ber­­lin-Kon­rads­hö­he e.V. be­dau­er­ten dar­auf­hin die feh­ler­haf­te Be­richt­er­stat­tung↵ durch die taz und er­klär­ten an­sons­ten, man ha­be ja nie­man­den ent­las­sen: Die als Freie Mit­ar­bei­ter tä­ti­gen Se­mi­nar­lei­ter_in­nen der Ju­gend­bil­dungs­stät­te, al­so Köhn zu­fol­ge die nicht in re­gu­lä­rer Lohn­ar­beit be­find­li­chen, die hät­ten sich eben ent­schie­den, zu den vom Ver­ein ge­setz­ten Be­din­gun­gen nicht mehr zu ar­bei­ten.4

Die of­fen­bar mit die­ser so­ge­nannt eh­ren­amt­li­chen Tra­di­ti­on ge­werk­schafts­po­li­ti­scher Bil­dungs­ar­beit – trotz teil­wei­se lang­jäh­ri­ger Ar­beit im Hau­se – un­ver­trau­ten, in ih­rem Ver­ständ­nis be­ruf­lich tä­ti­gen Se­mi­nar­lei­ter_in­nen ver­öf­fent­lich­ten in wohl eben­so miß­ver­stan­de­ner Ar­beit­neh­mer_in­nen-So­li­da­ri­tät ih­rer­seits ei­ne Pres­se­er­klä­rung: 17 auf ei­nen Streich: Ge­werk­schafts­na­hes Bil­dungs­haus kün­digt ge­sam­tem Haus­team das Ar­beits­ver­hält­nis auf↵ und star­te­ten über­dies noch ei­ne öf­fent­li­che Un­ter­stüt­zung hei­schen­de open­Pe­ti­ti­on↵.

So­weit die Hin­wei­se zum The­ma und In­for­ma­tio­nen zum Vor­gang auf den Punkt; ein ein­ge­hen­de­rer Blick un­ter en­ga­ge­ment­po­li­ti­schem Ge­sichts­punkt auf das sich hier ent­fal­ten­de Lehr­stück dann zu ge­ge­be­ner Zeit und an an­de­rem Ort.

Ak­tua­li­siert: 02.09.2014

  1. Zum im Drit­ten oder Non­pro­fit-Sek­tor be­son­ders aus­ge­präg­ten Trend zu sol­chen Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis­sen ak­tu­ell die Stu­die: Pril­ler, Eck­hard, 2014: Von der Job­ma­schi­ne Drit­ter Sek­tor zum Bil­lig­lohn­sek­tor? In: An­net­te E. Zim­mer u.a. (Hrsg.): For­schung zu Zi­vil­ge­sell­schaft, NPOs und En­ga­ge­ment. Quo va­dis? Wies­ba­den, 97–114
  2. “Zu den ge­nau­en De­tails des Kon­flikts kön­nen wir als ver.di kei­ne Stel­lung neh­men. Denn die Ju­gend­bil­dungs­stät­te Ber­lin-Kon­rads­hö­he e. V. ist ein ge­mein­nüt­zi­ger, ein­ge­tra­ge­ner Ver­ein, der sein ope­ra­ti­ves Ge­schäft un­ab­hän­gig von ver.di ge­stal­tet.” – zit. taz↵, 22.08.2014
  3. Auch in die­ser Hin­sicht lohnt die Lek­tü­re des gan­zen Le­se­rin­nen­brie­fes, vgl. a.a.0.
  4. Vgl. auf www.verdi-bildungsstaette.de: Zum Taz-Be­richt vom 13.08.2014.↵