Gute Netzwerkarbeit und Vorausschau, das hat bisher ganz gut geklappt
Notiert von jor ~ 19. März 2014 ~
Seit Juni 2013↵ gibt es die Facebook-Interview-Reihe EngaSpräch↵ von Engagement Global – dem Service für Entwicklungsinitiativen. Jetzt stellte sich Carola Schaaf-Derichs den Fragen:
Sie sind die Geschäftsführerin von „Die Hilfsbereitschaft e.V.“1 und wurden auch schon für ihr Engagement ausgezeichnet. Was treibt Sie täglich an, ihre Idee in die Tat umzusetzen?
Die Kraft aus vielen Kontakten zu besonderen Menschen und das Gefühl, gemeinsam etwas Großes zu bewegen. Durch unsere Arbeit als Landesfreiwilligenagentur Berlin können wir schon seit über 25 Jahren einen Teil der bürgergesellschaftlichen Entwicklungen und Infrastrukturen in Berlin mit gestalten. Und es sind vor allem die interessanten, unterschiedlichen und eben engagierten Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft, denen wir auf diesem Weg begegnen und die uns so täglich bereichern.
Was sind die Kernaufgaben des Hilfsbereitschaft e.V.?
Vor 25 Jahren haben wir natürlich zuerst mit der Information und Beratung für Freiwillige↵ angefangen. Mittlerweile beraten wir auch Unternehmen↵, Verbände, Netzwerke und alle Arten gesellschaftlicher Institutionen zu ihren Fragen im Bereich bürgerschaftlichen Engagements. Ob es um Mit-Mach-Aktionen geht oder um eine neue strukturelle Aufstellung, damit das Freiwilligenmanagement↵ in der Organisation besser klappt, um die Gewinnung oder um die Beteiligung und Partizipation von Freiwilligen, wir sind „Partner im Engagement“.
Nicht zu vergessen, wir veranstalten jährliche Groß-Events und die mediale Kommunikation dazu auf Berliner Ebene im Bereich bürgerschaftlichen Engagements: so wie die Berliner Freiwilligenbörse↵ als größte Messe zum Engagement in der Stadt, oder die Berliner Engagementwoche↵, die als Wochenformat↵ und in ihrem BLOG↵ zeigt, welche engagierten Schätze sich in Form von Initiativen, Aktionen und Veranstaltungen in einer Woche abspielen. 2013 waren es 351, die wir listen und vorstellen↵ konnten, das zeigt die wahre Größe und Vielfalt des Engagements in Berlin.
Wie sind die Reaktionen der Menschen denen das Engagement zu Gute kommt und wie erleben Sie die Freiwilligen?
Wir säen mit unserer Beratung immer wieder Begeisterung, was es alles gibt und wie passend sich die Freiwilligen ihre Tätigkeit aussuchen können2; ebenso bei den Organisationen, wer durch unsere Vermittlung als Freiwillige_r den Weg zu ihnen findet und damit anderen Menschen eine unbezahlbare Freude macht.
Heutige Freiwillige haben in der Regel klare Vorstellungen, was sie wollen und was nicht, ebenso über die Wirkung, die sie mit ihrem Einsatz erzielen und umgesetzt sehen wollen. D.h. dass sich die Einrichtungen oder Initiativen gut vorbereitet haben sollten und absolut im Klaren über die Rolle und Aufgaben, die Dos und Don’ts der Freiwilligen sein sollten. Daher raten wir den Einrichtungen, dass sie ausgebildete Freiwilligenmanager_innen einstellen sollten, nur so klappt die Kooperation am besten.
Welches Projekt bleibt Ihnen immer in besonderer Erinnerung?
Das ist vor allem ein junger Freiwilliger, Mario, damals 18 Jahre alt, der im Kinderhaus Casablanca tätig wurde, als Freizeitbegleiter, ab und zu auch für die Unterstützung der Hausaufgaben. Im Kinderhaus Casablanca sind auch heute noch Kinder mit Herkunftsgeschichten aus aller Welt und Eltern, die selbst mit dem Umstand der Migration und ihrer neuen Existenz überaus gefordert sind. Mario stellte sich dieser Herausforderung unerschrocken und hat darüber auch für unser Magazin geschrieben: bei seiner ersten Vorstellung landete erst mal eine Faust in seinem Bauch. Aber er hat sich nicht beirren lassen und wurde der beste freiwillige Freund der Kinder.
Der Verein besteht nun seit 25 Jahren. Was waren besondere Highlights in dieser Zeit3 und was vielleicht auch Rückschläge?
Das Jahr 2001 war das Jahr, in dem wir die zweite Stufe unserer Aktivitäten zündeten: den Berliner Freiwilligentag4 als Kampagne, das Landesnetzwerk Bürgerengagement↵ als Aktionsplattform und die Runden Tische↵ als Diskurs-Format für die Fragen der Zivilgesellschaft an Politik und Verwaltung. Es ist uns gelungen, alle Formate langfristig zu etablieren und stets weiter zu entwickeln. Gegen Rückschläge versuchen wir uns mit guter Netzwerkarbeit und Vorausschau zu wappnen, das hat bisher ganz gut geklappt.
Sie nutzen die digitalen Kanäle für ihre Online-Freiwilligenbörse, wie sehen Sie die Rolle der digitalen Medien im Bereich des Engagements?
Wir begleiten alle unsere Aktionen und Kampagnen mit sozialen Medien und können feststellen, dass es jeweils bestimmte interessierte Communities gibt: beim Landesnetzwerk sind es eher die 45 – 65-Jährigen, die unseren Online-Journalismus zu aktuellen Fragen verfolgen. Bei der Berliner Engagementwoche sind es die 30 – 45-Jährigen, die wissen wollen, was wo passiert in der Stadt . Und als Landesfreiwilligenagentur Berlin haben wir seit zwanzig Jahren die 20 – 30-Jährigen als größte Interessentengruppe, d.h. vor allem Studentinnen und Studenten sowie Neuzugezogene aus Nah und Fern, die unsere Online-Beratung zum Engagement nutzen.
Das zeigt, dass wir ohne digitale Medien heute nicht mehr arbeiten könnten. Daher entwickeln wir unsere Ansätze stets weiter, was auch uns sehr viel Spaß macht, gerade im multimedialen Bereich wie bei unserem Freiwilligen-Magazin↵, mit dem wir die Vielfalt in der engagierten Stadtgesellschaft portraitieren.
Wir danken Engagement Global und namentlich seinem Social Media Community Manager↵ Daniel Montua alias @montikoeln↵ für die Erlaubnis zum Nachdruck dieses EngaSprächs.
- Seit dem 07.04.2014 eingetragen im Berliner Vereinsregister unter seinem neuen Namen “Landesfreiwilligenagentur Berlin e. V.” (vormals: Die Hilfsbereitschaft e.V.). ↩
- Einen guten, weit über Tag hinaus immer wieder stark nachgefragten Einblick vermittelt der Katalog zur Berliner Freiwilligenbörse, auch in diesem Jahr wieder online verfügbar als Berliner Engagementkatalog↵ ↩
- Vgl. auch Die Hilfsbereitschaft e.V. (Hrsg.), 2008: 20 Jahre Treffpunkt Hilfsbereitschaft. 20 Jahre Engagementförderung, Engagementprojekte und Engagementpolitik in Berlin. Berlin, Die Hilfsbereitschaft | Online lesen: issuu.com/treffpunkthilfsbereitschaft↵ ↩
- Aus dem dann nach zehn erfolgreichen Jahren die Berliner Engagementwoche im Wortsinn einfach herauswuchs↵. ↩